Vom_Stein

Je schneller desto Tätsch!

Der Vom Stein Rodelhaufen

Im Januar 2009 wurde auf facebook.com die neuste Veranstaltung gegründet, die dem legendären Botellón locker Konkurrenz machen würde: Schlitteln!

Trotz des simplen, altmodischen und deutschen Namens wurde sie zum Bestseller, und ihr spontaner Gründer Züri zum Held! Innert wenigen Tagen konnten sich 10 Teilnehmer (vor allem vom vom Stein – Nomen est Omen ?!) durchringen und meldeten sich für den Event im Kerenzerberg an.

Auf Tupperware-Schlitten unterwegs

Und so stand am europapolitisch wichtigen 8. Februar frühmorgens (9:15 ) eine muntere Gruppe junger Leute am Bahnhof Baden. Nach einer wettermässig turbulenten Fahrt durch dichten Schneefall, Regen und Nebel erreichten wir den Walensee, wo es keinen einzigen Flocken Schnee hatte… Beste Voraussetzungen zum Schlitteln!?

Zum Glück sah es auf dem KerenzerBERG etwas besser aus, so dass es sogar für eine kleine Schleuderfahrt mit einem prominenten weissen VW Passat reichte. Ein antiker Sessellift brachte uns dann laaaangsam der Schlittelbahn entgegen, wo einige von uns halb erfroren ankamen. Dank einem ich-zwinkere-mit-den-Augen-und-du-senkst-die-Preise-Deal (Merci Sara!) kamen wir in den Genuss verbilligter Playmobil-Schlitten, die ihr Geld auch so noch kaum wert waren. Einzig Laura scheint die Sache gerochen zu haben, sie war bereits ab Baden im Besitz eines anständigen, robusten Holzschlitten… Um nicht vollends zu erfrieren, stürzten wir uns sofort ins Abenteuer. Für einige dauert die erste Fahrt jedoch nur etwa 1 Sekunde, dann hatte es plötzlich vieeel Schnee… Nachdem dies geklärt war, folgten wir alle brav dem Schlittelweg – Betonung auf Weg. Denn 1% Gefälle, weite und übersichtliche Kurven und Schritttempo als Höchstgeschwindigkeit waren nicht das, was unserem Naturell entsprach. Die ersten 5m waren für einige Zeit das Spektakulärste. Aber zum Glück gab es ungefähr in der Hälfte der Abfahrt (bzw. des Abstiegs) eine Haarnadelkurve, die für einigen Spass sorgte. Und ab dann wurde es immer besser weil die Idee entstand, dass man doch der Richtungsableitung des topografischen Vektorfeldes folgen könnte – sprich den kürzesten und steilsten Weg über die Böschung nehmen, statt dem braven Weg folgen. Die ersten Versuche blieben zwar im Tiefschnee stecken („Tiefschnee“, naja kleine Schlitten bleiben schnell stecken…  ) aber es funktionierte je länger je besser. Das Veranstaltungsmotto „Je schneller desto Tätsch“ wurde Wirklichkeit, und die Szenen immer besser. Denn unter der Schneedecke versteckten sich zahlreiche Herausforderungen wie Gräben, Wurzeln, Steine (VomStein haha…) und Metallröhren (genauer: eine einzige, aber wir sind treffsicher…). Allen diesen Hindernissen auszuweichen war unmöglich, und so fuhren und flogen wir halt darüber. Dass auch mal ein Wanderweg-Wegweiser den Weg wies, änderte an der provokativen Unterlage wenig. So erreichten wir nach fast 2h das erste Mal die Talstation. Sofort ging’s wieder rauf (auf den Sessellift) und langsam auch auf den Berg. Um auch in der ersten Hälfte des Schlittelweges die Herausforderung auf unser Niveau anzuheben entstand die Idee, einige Schlitten zusammenzubinden. Dass am Schluss 8 von 10 Schlitten aneinandergehängt waren beweist den Erfolg dieser Aktion, mit der nicht nur die Haarnadelkurve (siehe oben) zur Kampfansage wurde. Schon vorher gelangen kaum 10m Fahrt am Stück, dafür umso spektakulärere Zusammenstösse. Irgendwie waren die hinteren Schlitten immer schneller als der Vorderste… Nachdem sich die Schlitten x-mal verheddert hatten entschieden wir uns zur Trennung, so dass nachher wieder jeder seinen eigenen Rutscher hatte. Dafür wurden diesmal die Abkürzungen forciert, so dass wir noch weitere Hänge unsicher machten. Dabei gelangen (teilweise unfreiwillige) Sprünge über ansehnliche Distanzen, die meistens NICHT auf einem Stein oder in einem Baum endeten. Doch keine Regel ohne Ausnahme, und für Nina reichte nicht mal ein einziger Baum, da musste es schon ein kleiner Wald sein…

Die heimtückischen Bodenwellen kurz vor der Talstation waren pures Gift für unsere Hinterteile, einzig ein gefedert-gedämpfter Spezialschlitten würde das wegstecken. Da wir leider nur im Besitze dieser farbigen Playmobilschlitten waren, werden wir noch einige Tage mit farbigen Flecken zu kämpfen haben (gäll Böppli?! )

Der geb ichs du Nussgipfel!!

Nach der dritten Berglangsamfahrt genossen wir einen kurzen Aufenthalt im Restaurant, wo nebst einer heissen Ovi viel gutes Essen weggesteckt wurde. Mindestens einem Nussgipfel dürfte dabei Angst und Bange geworden sein, nachdem er von einem tödlichen Blick getroffen wurde… (siehe Beweisfoto!)

Die anschliessende Abfahrt war auch schon die letzte (dem langsamen Sessellift sei dank!) und so gaben wir nochmals Vollgas. Wir zogen alle Register und fanden Pisten die es gar nicht gab (Jenni und Ueli) oder Steine, die man vorher 3mal erfolgreich überflog (Jenni). Die Stürze wurden immer heftiger und plötzlich sass man im Schnee statt auf dem Schlitten. Selbst das beinahe letzte Stück besass seine Tücken, weil es auf einer ausgeprägt grossen Eisfläche endete. Die Folgen können in einem Video auf Facebook angeschaut werden, wo es auch noch das eine oder andere Foto zu sehen gibt…

Nach einem erlebnisreichen Tag entschlossen wir uns zur Rückfahrt. Bei besseren Verhältnissen als am Morgen ging’s Richtung Baden, wo wir uns zum Abschluss im Black Ball noch einen warmen Tee (nature, jawohl!) gönnten.

Ein super Tag war’s!

Roman Jenni

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